Es war Anfang 2019 als meine Freunde und ich beschlossen, dass wir über den 1.Mai ein verlängertes Wochenende in Prag verbringen wollen.

Inhaltsverzeichnis

    Planung

    Wir waren eine Gruppe von insgesamt 5 Leuten. Da wir einige Studenten in unserer Gruppe hatten, haben wir uns gegen ein Hotel entschieden und dafür für Airbnb. Auf Airbnb hat man mittlerweile auch die Möglichkeiten spezielle Filter anzugeben, sodass man eine Wohnung oder Unterkunft seinen Bedürfnissen entsprechend finden konnte. Nach ein wenig Recherche haben wir dann eine Unterkunft mit 3 Schlafzimmern mit je einem Doppelbett, Küche, Bad und Fahrstuhl gefunden. Der Preis war ebenfalls günstig. Nach einem Austausch via E-Mail hatten wir die Wohnung dann für das Wochenende gebucht. Der Vermittler hatte uns dann noch draufhingewiesen, dass die Wohnung nur über eine kleine Treppe zu betreten wäre. Wir haben die Wohnung dann trotzdem gebucht, weil genügend Helfer für diese kleine Stufe dabei waren. Angereist sind wir mit meinem umgebauten VW T6.

    Gefahren bin ich mit meinem E-Rollstuhl, habe aber meinen manuellen Rollstuhl sicherheitshalber auch eingepackt – gerade falls die Treppe doch etwas höher als beschrieben ist.

    Ankunft und böse Überraschung

    Nach einer entspannten Autofahrt sind wir dann in Prag angekommen und sind dann auch direkt zu unserer Wohnung gefahren. Da mussten wir erstmal feststellen, dass so gut wie keine Parkplätze vorhanden waren. Ein kleiner kostenpflichtiger Parkplatz in der Nähe, welcher auch einen Behindertenparkplatz hatte, war voll. Über das ganze Wochenende wurde auch kein Parkplatz frei. Die Bewohner des Viertels parkten am Straßenrand, was mit meinem VW T6 und der Rampe problematisch war, da die Bürgersteige sehr hoch waren und die Rampe daher nicht rausfahren konnte. Nach einigen Runden um die Blocks hatten wir dann sehr viel Glück und ein Parkplatz am Straßenrand bei einem flacheren Bürgersteig wurde frei. Die Rampe schleifte beim Rausfahren am Boden – verdammt knapp aber es hat geklappt.

    2019 – Prag, Tschechische Republik

    Als wir dann unseren Vermieter anriefen, kam der auch nach 10 min und hat uns den Schlüssel gegeben und die Wohnung gezeigt. Als wir an der Wohnung angekommen waren, stand mir eine Treppe mit einem 40 cm Absatz entgegen. Keine Chance für den E-Rollstuhl. Als wir dann zum Vermieter meinten, dass das keine kleine Treppe ist, meinte er nur, dass wir ja den Rollstuhl hochtragen können – genau 190 kg + mein Gewicht. Genau für so eine Überraschung hatte ich den manuellen Rollstuhl eingeladen. 2 der Freunde gingen dann mit dem Vermieter mit und die anderen gingen zum Auto. Nach einer Viertelstunde kamen die 2 dann zu uns und meinten nur:

    „Das wird sportlich.“

    Ich habe den E-Rollstuhl ins Auto gepackt und wurde mit dem manuellen Rollstuhl dann zur Wohnung geschoben. Die Eingangstreppe war kein Problem, da meine Freunde das bereits öfter machen und wir da schon sehr eingespielt sind. Im Haus schaute ich mich dann nach dem Fahrstuhl um und als ich keinen finden konnte, fragte ich die Beiden.

    „Tja, der ist hier die Treppen hoch in der Zwischenetage und hält dann auch eine Zwischenetage unter unsere Wohnung.“

    So viel zum Thema Fahrstuhl auf Airbnb. In der Wohnung mussten wir dann auch feststellen, dass die Toilette so eng war, dass ich die Tür auflassen musste – die Toilette lag direkt vor der Küche, war also auch nicht so schön. Das Badezimmer was riesig auf den Bildern aussah, war so klein, dass ich nur mit Millimeterarbeit und Rangieren die Tür hinter mir schließen konnte. Die Schlafzimmer waren dafür groß und boten viel Platz. Die Dusche war stufenlos befahrbar für mich und Bad sowie gesamte Wohnung war sauber und ordentlich.

    Auf den Schock gingen wir erstmal Einkaufen. Unmittelbar in der Nähe war ein Supermarkt. Wir kauften Frühstückssachen, Kaffee und Wasser und natürlich 2 Kästen Bier.

    1. Tag – Prag erkunden
    2019 – Prag, Tschechische Republik

    Unsere Wohnung lag nicht weit vom Stadtkern entfernt, sodass wir beschlossen zu Fuß/Rollstuhl Prag zu erkunden. Wir gingen also Richtung Altstadt und dann zur berühmten Karlsbrücke. Wollt ihr Prag erkunden, müsst ihr mit Kopfsteinpflasterstraßen, kaputten Straßen, hohen Bürgersteigen und nicht immer barrierefreien Orten rechnen. Auch darf man die Steigungen und Gefälle in Prag als Rollstuhlfahrer unterschätzen. An der Karlsbrücke haben wir uns dann in ein Restaurant gesetzt und gegessen. Die Toilette für Rollstuhlfahrer sah dann so aus, dass man zunächst zwei Treppen überwältigen musste. Nach unserer Erkundung sind wir dann wieder zu Wohnung zurück.

    2. Tag – 100% Kultur mit Sex und Bier

    Für den zweiten Tag hatten wir einen Museumsbesuch geplant. Am Frühstückstisch hatten wir uns dann über die Museen in Prag informiert und die Männer waren sich auch über die Auswahl sehr schnell einig.

    Der erste Besuch ging ins Biermuseum. Wobei Biermuseum zu viel gesagt ist. Im Nachhinein empfanden wir das „Museum“ eher als Hobbykeller. Das Museum war nur zu Fuß/Rollstuhl erreichbar und befand sich in einem Hinterhof. Man zahlte einen kleinen Eintrittspreis – keine Ermäßigung für Rollstuhlfahrer – und durfte dann in ein Gebäude. In diesem Gebäude wurde ein wenig die Geschichte des Bierbrauens in Tschechien erzählt (auf Englisch). Dann konnte man noch Kornkronen von unterschiedlichsten Bieren bestaunen und dann wurden noch Bierflaschen und Biergläser aus aller Welt gezeigt. Weiter führte die Tour in den Keller, der für Rollstuhlfahrer nicht zugänglich war, weil er nur über eine sehr schmale Wendeltreppe zu erreichen war. Dort unten lagerte das gebraute Bier. Zum Ende der Tour gab es noch eine Bierverkostung. 6 unterschiedliche Prager Biere je 1 Liter. Nachdem wir die Biere leer und leicht einen Sitzen hatten – nach Aussagen unserer weiblichen Begleitung, die kein Bier hatte, waren wir richtig besoffen – sind wir dann zum nächsten Museum. Und welches Museum kann man mit 4 betrunkenen Männer am besten besuchen? Richtig, das Museum für Sexmaschinen.

    Das Museum für Sexmaschinen war nicht weit entfernt vom Biermuseum, sodass wir dies auch per Fuß/Rollstuhl erreichen konnten. Auch hier haben wir Eintritt zahlen müssen – wieder ohne Ermäßigung. Das Museum für Sexmaschinen ist ebenfalls nicht barrierefrei. Bereits beim Eingang und der Kasse sind Stufen zu überwinden. Das Museum ist auch im ersten und zweiten Stock des Gebäudes, welches über keinen Aufzug verfügt. In diesem Museum werden Sexspielzeuge und Sexmaschinen aus unterschiedlichen Jahrhunderten gezeigt und erklärt. Wie sich Sexspielzeuge entwickelt und weiterentwickelt haben und welche Sextrends es in der Geschichte gab. Ich glaube, dass es durch unseren Alkoholpegel besonders lustig war und würde jedem dieselbe Reihenfolge von Museen empfehlen. *Prost*!

    3. Tag – jetzt aber wirklich Kultur mit Kommunismus!

    Am letzten Tag wollten wir in das Museum des Kommunismus. Auch das Museum war für uns fußläufig zu erreichen. Dort angekommen sind wir zu Kassen und haben gesehen, dass wieder Treppen auf uns warten werden. Als wir die Tickets kaufen – hier gab es ein Ticket kostenlos als Ermäßigung – wurde uns mitgeteilt, dass es einen Aufzug gibt, der sich aber am Seiteneingang des Museums befindet. Wir sind also zum Seiteneingang und wurden da von einem Mitarbeiter abgeholt. Das Museum war vollkommend barrierefrei und ich konnte die komplette Ausstellung erreichen. Einzig das Café im Museum ist nur über eine Treppe zu erreichen. In dem Museum wird die Geschichte Tschechiens erzählt und der kommunistische Einfluss der UDSSR. Die Geschichte wird mit unterschiedlichen Medien erzählt. Mal liest man ein Text, mal sind Bilder zu sehen und dann wird ein alter Bunker mit Strahlenschutz nach modelliert. Sehr spannend und informativ! Die Ausstellung ist in englischer Sprache verfügbar. Wir waren nach dem Museumsbesuch noch essen und sind dann zur Wohnung zurück.

    Zusammenfassung

    Seit diesem Kurztrip bin ich sehr skeptisch mit Ferienwohnungen und Airbnb geworden. Die Wohnung war barrierefrei angeboten worden, doch eigentlich war sie alles andere als barrierefrei. Zunächst war der „kleine“ Treppenabsatz zum Haus, dann der Fahrstuhl, welcher nur über Treppen erreicht werden kann. Das Bad und die Toilette wurden ebenfalls anders angeboten als dargestellt. Ohne die Hilfe meiner Freunde hätte ich den Trip mit der Unterkunft niemals alleine erleben können. Historisch bedingt ist die Stadt Prag auch nicht wirklich barrierefrei in meinen Augen. Viele Museen, welche sich in alten historischen Gebäuden befinden, sind nur über Treppen erreichbar. Ebenfalls muss man sich auf viele hohe Bürgersteige, Kopfsteinpflaster und kaputte Straßen einstellen.

    Vom Kulturellen und historischen Aspekt ist Prag wunderschön. Viele sehr gut erhaltene alte Gebäude schmücken die Stadt und machen Prag auf jeden Fall eine Reise wert.

    Wart ihr schon einmal in Prag? Wie fandet ihr es? Kamt ihr gut zurecht? Schreibt es mir gerne in die Kommentar!

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